Aufzucht verwaister Igelsäuglinge
 

"Ich bin doch noch so klein..."

 

 

Unterbringung:

Igelsäuglinge brauchen ständig Wärme. Als Igelnest eignet sich ein kleiner Karton. 

Eine mit handwarmen Wasser gefüllte Wärmflasche wird mit einem Handtuch umwickelt.

Darauf setzt man die Igelchen und deckt sie mit einem weiteren Handtuch zu.

Zooläden bieten auch Wärmeplatten an, die man aber dann mit mehreren Lagen Handtücher belegen muss,

damit sie für die Babys nicht zu heiß werden.

Wärmflaschen haben den Nachteil, dass sie abkühlen und immer wieder erneuert werden müssen.

 

Markieren und Wiegen:

Zur Unterscheidung werden Igelbabys mit einem kleinen Tupfer Nagellack an jeweils verschiedenen Stellen

des Stachelkleides markiert.

Jeder Igel wird, möglichst mit einer genauen Küchenwaage, täglich zur gleichen Zeit gewogen und 

sein Gewicht auf einer Liste notiert.

 

Ungeziefer:

Flöhe, Zecken, Fliegeneier und maden sammelt man mit einer Pinzette sorgfältig ab. 

Auf keinen Fall dürfen Insektizide angewendet oder die Babys gebadet werden.

 

Fütterung:

Schon zur Fütterung kleinster Igel verwendet man 2ml-Einmalspritzen (natürlich ohne Nadel),

auf deren Konus man ein kleines Stückchen Fahrradventilschlauch als Ersatzzitze stülpt. 

Pipetten und Puppenmilch-Flaschen sind ungeeignet.

Zur Fütterung wird das Baby auf den Rücken in die Hand gelegt und mit dem Daumen festgehalten.

 

Alle Menschenbaby-Nahrung, auch Griessbrei, Reis-, Haferschleim oder ähnliches, sowie Zugaben 

von Honig oder Traubenzucker sind für Igel-Babys absolut ungeeignet!

 

Zur Aufzucht bewährt hat sich das Präparat Esbilac (Tierarzt), sowie Babycat milk, Babydog milk und

Puppy milk (Royal Canin), welche im Zoohandel erhältlich sind. 

Man rührt einen gestrichenen Teelöffel Ersatzmilch mit zwei Teelöffeln ungesüßtem Fencheltee an und

verabreicht es.

Die erste Mahlzeit, die man den Igelsäuglingen verabreicht, sollte aus lauwarmen Fenchel- oder

Kamillentee bestehen.

Dies nicht nur, weil verwaiste Igelbabys oft schon ausgetrocknet sind, sondern weil sich bei der ersten 

Fütterung, wenn man nicht Acht gibt, das Baby leicht verschlucken kann.

Gerät Ersatzmilch in die Lunge, ist fast immer eine tödliche Lungenentzündung die Folge.

Am ersten Tag nur sehr kleine Portionen geben, damit die Babys sich von der Muttermilch 

auf die Ersatzmilch umgewöhnen.

Igelsäuglinge haben eine Chance bei der Aufzucht mit Ersatzmilch, wenn sie mindestens 50 gr. wiegen.

Die Futtermenge pro Tag sollte ein Viertel seines Gewichtes betragen, z.B. bei einem Gewicht von 50 gr. erhält 

der Igel 13gr/Tag auf ca. 8 - 9 Mahlzeiten verteilt. Je mehr der Igel wiegt, werden die Anzahl der Mahlzeiten

reduziert und die jeweilige Nahrungsmenge erhöht.

Ab ca. 80 - 100 gr. Gewicht kann man die Ersatzmilch mit Dr. Hills a/d (erhältlich beim Tierarzt) oder

Gourmet Gold Huhn Pate (mit einem Schneebesen verrührt) im Deckel eines Einmachglases zum 

Selbstfressen anbieten.

So nach und nach kann man Katzendosenfutter, ungewürztes Rührei oder gedünstetes Rinderhack beifügen,

um sie an die Erwachsenennahrung zu gewöhnen.

 

Toiletting:

Das bedeutet das Gegenteil von füttern. Igelbabys können noch nicht Kot und Urin alleine abgeben.

Die Igelmutter beleckt zur Anregung Bäuchlein und Geschlechtsteile.

Vor und/oder nach jeder Mahlzeit muss man mit einem angefeuchteten Wattestäbchen oder einem

Papiertaschentuch, Bauch und Aftergegend vorsichtig streicheln, bis sich der Erfolg einstellt.

Bei zu starkem Reiben der Geschlechtsteile können diese wund werden.

Bei Wundsein kann man die Geschlechtsteile der Babys mit Babyöl oder Wundsalbe einreiben.

Blähbäuche können bei Fütterungsfehler entstehen, da zu große Mengen auf einmal verabreicht wurden

oder bei mangelndem Toiletting, sodass sich die Babys nicht richtig entleeren konnten.

Bei Blähbäuchen wäre zu empfehlen, Fenchel-Anis-Kümmeltee mit einer Einwegspritze mehrere Male 

einzuflößen.

Toiletting ist so lange nötig, bis die Babys selbst fressen und Kot und Urin selbst absetzen.